Nachdem ich nun schon acht Wochen in acht verschiedenen Ländern unterwegs war, wurde das Geld entsprechend knapp. Das Meiste ging bisher für die Flüge drauf, aber bei der Route auch kein Wunder – schließlich bin ich schon einmal um die halbe Welt geflogen. :D Mein oberstes Ziel für Australien war demnach: Erstmal Geld verdienen. Und am liebsten wie es jeder Backpacker mag – mit dem höchstmöglichen Stundenlohn, genug Freizeit und ohne große Anstrengungen :P
Melbourne I
Nach einem 13-stündigen Übernachtflug mit meiner liebsten Billig-Airline Air Asia und dem selbstverständlichen Zwischenstopp an meinem liebsten Transferflughafen in Kuala Lumpur, kam ich am Mittwoch, den 15. Oktober in Melbourne an. Huch, hier fahren ja alle links! Begeistert war ich zunächst nicht: Es war kalt, es regnete und mein Hostel im Stadtteil Richmond war nicht besonders sauber oder gemütlich. Der Besitzer, ein etwas älterer Möchtegern-Papa, und einige der Bewohner waren zwar nett, jedoch fühlte ich mich nicht sonderlich wohl da. Noch nicht mal kostenfreies Wifi gab es, sodass ich mich bei jemandem darüber beschweren konnte! Nun gut, ich versuchte das Beste daraus zu machen und verbrachte meine Zeit akribisch mit der Jobsuche. So hatte ich innerhalb der ersten 3 Tage eine australische Handynummer und Steuer-ID, einen Bank Account und einen fertigen Lebenslauf auf Englisch. Am Freitag machte ich zudem mein RSA, einen Kurs für den 'Responsible Service of Alcohol', bei dem ich in 4 Stunden lernte, woran ich einen betrunkenen Gast erkenne, wie ich mit ihm umgehen sollte und generell z.B. wieviel reiner Alkohol in einem Bier ist. Das RSA ist das Zertifikat, was man mindestens haben muss. Für Aushilfen in Küchen und Cafés gibts extra nochmal was - alles total übertrieben hier! Aber naja, der Kursleiter war ziemlich cool und lustig und wir hatten viel zu lachen (auch wenn ich ihn mit seinem harten australischen Akzent kaum verstand)!
Am Wochenende war dann zum ersten mal schönes Wetter, also sah ich mir die Stadt etwas genauer an. Ich schlenderte am Southbank und Yarra River herum, durchlief einige der vielen schönen Parks und besuchte natürlich den Federation Square. Ja, so gefällt mir die Stadt!
Die nächste Woche war ich jeden Tag in einem anderen Stadtteil und habe dort die Restaurants abgeklappert. Montag durfte ich direkt schon Cocktails mixen und Kaffee machen (letzteres ist in Australien etwas ganz Besonderes. Wahnsinn, wie die auf Kaffee abgehn), Dienstag hatte ich direkt schon zwei Interviews im Restaurant, Mittwoch Probearbeit. Doch der Schein trügt meist: Ich war grob geschätzt in über 40 Restaurants, niemand hat sich je gemeldet. Nicht mal der Deutsche aus der Bar, bei dem ich Cocktails mixte. Und der Typ, in dessen Laden ich Probearbeiten war, rief zwar Samstag wieder an, dass ich kommen soll, jedoch wusste er nicht, ob er mich diesmal auch wirklich bezahlen kann. No way! Das mach ich dann auch nicht mit! Wenigstens konnte ich mein Leid im neuen Hostel im strandnahen St Kilda mit anderen Backpackern teilen. Allen, die einen Job suchten, erging es ähnlich wie mir: Leere Versprechungen, zu wenig Lohn, mehrere Trials ohne Erfolg. Nachdem ich mein Kontostand gesehen hab, beschloss ich zu Marty in die Nahe von Adelaide zu fahren. Ich hoffe, da etwas auf der Farm arbeiten zu können und freu mich einfach ein vertrautes Gesicht zu sehen. Mit der Entscheidung ging es mir gleich besser und ich genoss die letzten Tage in Melbourne mit Pub Crawl, Sightseeing und BBQ am Strand. Nach 2 Wochen verließ ich die Stadt und freute mich jetzt bereits auf ein Wiedersehen Ende November. :)
Tanunda
Es dauerte eine 10-stündige Busfahrt über Nacht nach Adelaide, einen Zug nach Gawler und einen weiteren Bus, bis ich Marty in seinem Hostel empfangen konnte. Ich freute mich sehr ihn zu sehen! Ich denke er auch, da er direkt mit in mein Zimmer umzog :)
Um das Hostel und Tanunda herum gab es viele Farmen, besonders für Weinanbau war die Gegend bekannt. Am ersten Tag tauschte Marty seine Nachtschicht, um mir die Gegend zu zeigen. Wir kauften Wein und trampten zu einem 5km entferntem Lookout, der uns bis an die Küste Adelaides blicken ließ. Auf dem Weg dahin, habe ich auch endlich mein erstes freilaufendes Känguru gesehen. Mit Baby Känguru!
Die nächsten Tage gestalteten sich mit Partys, chillen und quatschen. Es ist schon etwas abgeschieden hier, doch mit Marty lässts sichs locker ein paar Wochen hier aushalten. Aber es kommt ja immer alles anders, als man denkt. Am Freitag bekam ich einen Anruf von einem Hostelbesitzer in Apollo Bay, bei dem ich mich mal als Freiwillige beworben hatte. Ich entschied mich spontan, dort hinzureisen. Schließlich wollte ich nicht noch zwei Wochen ohne Arbeit verbringen und auf einen Farmjob warten. Und in dem Hostel in Apollo Bay sparte ich zumindest für den nächsten Monat die Miete, was in Australien etwa 200 Dollar pro Woche ausmacht. Zudem behauptete der Hostelmensch, dass man dort locker nebenbei noch Arbeit findet.
Ich sitze gerade im Bus Richtung Apollo Bay und bin gespannt. Denn nachdem ich die schlechten Hostelbewertungen gelesen habe und in Australien bisher sowieso mit mäßigem Glück gesegnet war, erwarte ich erstmal nichts.
Apollo Bay
Nun bin ich genau 3 Wochen hier, die Zeit ist wahnsinnig schnell vergangen! Kein Wunder, denn ich habe fast nur gearbeitet. Wahnsinn, wie sich das Blatt gewendet hat! Am Montag angekommen, am Dienstag beworben, am Mittwoch angefangen. Seitdem habe ich 45-55 Stunden die Woche in einem Fischrestaurant/Imbiss gearbeitet, nebenbei das Hostel geputzt. Ein typischer Arbeitstag sah dabei wie folgt aus: Gegen 8 Uhr aufstehen, duschen und das kostenlose Hostelfrühstück abgreifen. Ab halb 10 habe ich ca. 1 - 1,5 Stunden das Hostel geputzt und Betten frisch bezogen. Meist habe ich dann bereits schon 11.30 Uhr im Restaurant angefangen. Dort war ich Mädchen für alles: Ich nahm Bestellungen an der Kasse auf, räumte Tische ab, bereitete Essen mit vor, brachte Essen raus, wusch Teller ab und machte abends mit sauber. Vor 22 Uhr war ich selten zu Hause. Und so ging es jeden Tag aufs Neue wieder los. Es war anstrengend, aber durch die vielen Stunden habe ich in den 3 Wochen über 2000 Dollar verdient und zudem noch die Unterkunft (ca. 500 Dollar insgesamt) gespart. Damit kann ich gut bis Anfang Januar in Australien reisen :)
Das Hostel und Apollo Bay sind übrigens klein und schnuckelig. Wohne hier mit 4 anderen deutschen und total lieben Mädels zusammen in einem Zimmer. Und ein paar andere Longstays sind auch da. Alle haben irgendwie mehrere Jobs, putzen meist am Wochenende in den Hotels, arbeiten in den Restaurants. Nach ein paar Tagen hat man fast alle Backpacker hier kennengelernt und weiß wo diese arbeiten. Apollo Bay ist mit seinen 2000 Einwohnern und einer Hauptstraße (der Great Ocean Road) nun mal sehr überschaubar :D
Heute habe ich dann gekündigt, da ich am Donnerstag bereits schon wieder nach Melbourne zurück fahre, um René vom Flughafen abzuholen. Ich bin echt happy, gerade auch, weil die letzten Wochen mit Geld verdienen doch noch so gut geklappt haben und ich jetzt unbeschwerter weiter reisen kann. René und ich werden dann nach ein paar Tagen in Melbourne die Great Ocean Road bereisen, natürlich noch einmal Stopp in Apollo Bay machen und dann bis Adelaide durchdüsen, um Marty abzuholen. Zu Dritt fliegen wir nach Cairns und reisen mit dem Auto bis Brisbane runter. So ist der Plan. Und ich freue mich riesig darauf!
Apollo Bay |
Im Fischrestaurant |
Es wurde geschlemmt |
geschlemmt |
oder Fisch von der Arbeit gegessen |
Unser Koala gegenüber vom Hostel |